Ayurvedische Morgenroutine

Tägliches Bio-Feedback

Die Krankheit des Kranken zu heilen, aber vor allem die Gesundheit des Gesunden zu stärken, ist das erklärte Ziel der ganzheitlichen Präventionsmedizin Ayurveda. Die ayurvedische Morgenroutine als Start in den Tag ist in diesem Zusammenhang ein vielseitiges Instrument, das Wohlbefinden bringt und gleichzeitig als Gradmesser für den individuellen Gesundheitszustand dient. Ayurvedische Morgenroutine-Elemente wie Ölziehen, Selbstmassage oder Zungenschaben in seinen Alltag zu integrieren, geht weit über ein stures Befolgen von gesundheitsfördernden Handlungen hinaus.

Ayurvedische Morgenroutine: präventives Bio-Feedback

Die präventive Kraft des Beobachtens

Die einzelnen Elemente sind tägliches Bio-Feedback – der direkte Weg zu einem starken Körperbewusstsein, um kleinste Störungen und Probleme sofort aufzudecken. Dem Leitspruch folgend: „Vermeide die Gefahr, die noch nicht eingetroffen ist“, gibt einem die ayurvedische Medizin die faszinierende Möglichkeit, Krankheiten mit der körpereigenen inneren Intelligenz vorzubeugen.

„Wenn ich schon morgens weiß, wie es mir körperlich geht, kann ich sofort gezielt reagieren, z. B. mit einem Dinner-Cancelling, einem Reissuppentag, mit Kräutern, einer Manualtherapie oder einer Yoga-Einheit.“
Christina Mauracher

Wenn ein Dosha aus der Reihe tanzt

Werden Disbalancen über einen längeren Zeitraum nicht beachtet, leiten sie aus ayurvedischer Sicht einen Krankheitsprozess ein, der in 6 Stufen verläuft, vom leichten Ungleichgewicht bis zur chronischen Manifestation. Die Morgenroutine gibt einem Bio-Feedback über den Zustand und die Dosha-Phasen. So kann man Problemen bereits früh entgegensteuern, noch bevor Krankheiten entstehen:

1. Anhäufung von einem oder mehreren Doshas (Vata, Pitta, Kapha) in ihrem Hauptsitz.

2. Eine Verschlimmerung der Doshas führt zur Bildung von Ama (Stoffwechselrückstände) im Verdauungssystem.

>> In den Stadien 1 und 2 kann man den Dosha-Disbalancen leicht mit kleinen Veränderungen im Lebensstil entgegenwirken. Zeigt sich bei der Morgenroutine etwa ein leichter Zungenbelag, weil man abends „zu tief ins Weinglas“ geschaut oder zu schwer gegessen hat, kann man diese Disbalance z. B. mit Dinner-Cancelling oder einem Fastentag (z. B. Suppentag) leicht und direkt wieder ausgleichen.

3. Die Doshas und das Ama verbreiten sich im Blutkreislauf. Ab Phase drei werden bereits erste Probleme evident. Spätestens in dieser Phase empfiehlt sich eine Tiefenreinigung mit einer Detox- oder Panchakarma-Kur.

4. Doshas und Ama setzen sich in einem schwachen Teil unseres Körpers fest.

5. Eine Störung/Krankheit wird sichtbar.

6. Komplikationsstadium der Erkrankung: Die Symptome verschlimmern sich (z. B. Leberzirrhose, Diabetes, Nierenversagen etc.). In dieser Phase werden Probleme bereits chronisch.

Ayurvedische Morgenroutine: präventives Bio-Feedback
Ayurvedische Morgenroutine: präventives Bio-Feedback

Ayurvedische Morgenroutine mit Christina Mauracher

Es dient vorwiegend dazu, die Giftstoffe (Toxine) aus den Schleimhäuten zu ziehen. Neben dem starken Entgiftungseffekt balanciert es den Kopf-Hals-Vata-Bereich aus, der durch Trockenheit gekennzeichnet ist. Außerdem stärkt es die Zähne und das Zahnfleisch, schützt vor Karies und beseitigt Mundgeruch. Auch Fältchen um die Lippen und im Kinnbereich werden durch das Ölziehen verbessert. Es zeigen sich bei regelmäßiger Anwendung sichtbar positive Anti-Aging- und Lifting-Effekte.

Verwendet werden – je nach Dosha-Typ und Jahreszeit – wärmende Öle wie z. B. Sesamöl oder kühlende Öle wie z. B. Kokos- oder Olivenöl. Man sollte auf Reformhausqualität achten.

Anwendung:
Das zimmertemperierte Öl ein paar Minuten im Mundraum durch die Zähne „ziehen“, bis es zähflüssig wird, dann ausspucken.

Die meisten von uns cremen sich nach dem Duschen ein. Bei der Selbstmassage geht man den umgekehrten Weg: Man ölt sich vor dem Duschen mit einem guten Öl ein und kann damit das Vata-Dosha, das sich durch Unbeständigkeit und Schnelllebigkeit im Leben schnell erhöht, um bis zu 10 % reduzieren. Selbstmassagen wirken zusätzlich positiv auf den Bewegungsapparat, z. B. bei Arthrose helfen sie durch das vermehrte Ölen und Schmieren gezielt an den Problempunkten. So lassen sich Beschwerden lindern und chronische Probleme nach hinten verschieben.

Ein weiterer Vorteil liegt in der Selbstfürsorge. Diese 2-4 Minuten ist man ganz bei sich. Wo zwickt es, wo tut es mir weh? Ein dauerndes Überhören, Übersehen von Schmerzen o. Ä. führt zu chronischen Störungen. Das Bio-Feedback aus der Selbstmassage ermöglicht ein frühzeitiges Reagieren. Merkt man z. B. dass die Rückenmuskulatur schwächelt, kann man die Sitzposition im Büro verändern.

Das Reinigen der Zunge ist eine alte indische Praxis. Im Ayurveda wird ihm als Teil der Morgenroutine eine bedeutsame Rolle zugesprochen, denn die Zunge ist für uns wie eine grobe organische Landkarte des Körpers. Zungenbelag bedeutet, dass Giftstoffe im Körper sind, wenn wir z. B. abends zu spät essen. Die Zunge spiegelt den Zustand des Verdauungstrakts und des Verdauungsfeuers Agni wider, da der Verdauungstrakt täglich Abbaustoffe (Ama) über die Mundschleimhaut in den Mundraum absondert. Hat die Zunge einen dicken weißen Belag, deutet dies auf das Vorhandensein von Ama hin, was bedeutet, dass die Verdauung nicht optimal arbeitet. Durch tägliches Zungenschaben lassen sich Veränderungen des Zungenbelags über die Zeit beobachten und man erkennt Dosha-Inbalancen leichter. Auch beim Krankwerden verändert sich die Zunge.

Anleitung

  1. Starte mit dem Zungenschaben morgens auf nüchternen Magen.
  2. Strecke deine Zunge heraus. Setze den Zungenschaber so weit hinten an der Zunge an, wie es für dich angenehm ist (Achtung: nicht zu weit hinten, sonst kann der Würgereflex einsetzen).
  3. Ziehe den Schaber mit leichtem Druck von hinten nach vorne über die Zunge (das Zungenschaben sollte nicht weh tun).
  4. Spüle den Zungenschaber unter fließendem Wasser ab und wiederhole den Vorgang 3-5 x.

Morgens heißes Wasser zu trinken, ist wie eine innere Dusche. Es reinigt die inneren Organe und entgiftet. Mit dieser Dusche schwemmt man alles nach außen. Der Darm wird durchgeduscht, was vor allem bei Verstopfung schnell Wirkung zeigt. Wer wenig Zeit hat oder wem heißes Wasser zu trinken unangenehm ist, kann auch lauwarmes Wasser oder Wasser in Zimmertemperatur trinken. Das abgekochte Wasser dringt jedoch besser in die Zelle ein, weil sich seine Moleküle durch das Erhitzen verändern. Auf keinen Fall sollte man kaltes Wasser trinken.

Bejahende Aussagen können einem einen positiven Start in den Tag erleichtern. Dabei ist es wichtig, dass die Sätze zur jeweiligen Lebenssituation des Einzelnen passen. Diese gilt es zu finden. Nicht für jeden passt es, sich selbst vor dem Spiegel „Ich liebe dich zu sagen.“

Beispiele für eine positive Programmierung:

Heute begegne ich Dingen, die ich nicht ändern kann, gelassen und geduldig.

Mit jedem Atemzug lasse ich meine Ängste los und werde ruhiger.

Ich bin offen für das, was der Tag bringen wird.

Ich nehme mir Zeit für mich und meine Bedürfnisse.

Ein bewegter Start in den Tag gelingt mit dem Sonnengruß. Er dehnt, kräftigt, bringt den Kreislauf in Schwung und fördert die Durchblutung. Es bleibt auch noch ausreichend Spielraum für Varianten: So kann man ihn schneller machen und damit seine Kondition verbessern oder ganz langsam, um die Muskulatur zu stärken.